Vita Zeitungsbericht 1
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Der inneren Wahrheit auf der Spur:
Elke Teuber-S. beeindruckt durch ihre individualistisch-phantastischen Bildrätsel.

Schwarz und Weiß sind die Farben, die in dem stilvoll renovierten Fachwerkhaus dominieren. Die dunklen Balken des Fachwerks sorgen für die wohlige Atmosphäre und unterstreichen zugleich die klaren Linien und Kontraste auf den verschiedenen Ebenen des Hauses. Der Kunst begegnet man in jedem Raum auf eine zurückhaltende Weise. Ob Malerei, Skulptur oder detailreiche Grafik: Jedes Kunstwerk verschmilzt mit dem ausgewählten Interieur seiner Umgebung. „Ich brauche die Ruhe für meine Arbeit, dann fließen Worte und Bilder wie von selbst", erklärt die charismatische Künstlerin bei ihrer Führung durch das „Traumhaus". Seit zwanzig Jahren lebt und arbeitet Elke Teuber-S. in Kaufungen. Das Herzstück ihres Hauses ist das großzügige Atelier mit Blick in den Garten. Gleich nebenan befindet sich eine kleine, aber feine Holzwerkstatt mit genügend Platz für ihre bildhauerischen Arbeiten. Die Werkzeuge stammen noch von ihrem Vater. Die Wandlungsfähigkeit ist das Geheimnis der vielseitigen Künstlerin. Ihre Zeichnungen und Grafiken schildern die Welt in einfacher Gegenständlichkeit. Ihre Strukturen und Symbolik sind nie aufdringlich, eher behutsam loten sie das Gleichgewicht zwischen Geschriebenem und Gezeichnetem aus. Auf der anderen Seite sind da ihre Lindenholzblöcke, die sie voller Begeisterung mit der Kettensäge in Form bringt. Eine monumentale Symbolik charakterisiert die archaischen Holzskulpturen, die sie häufig unter freiem Himmel bearbeitet. Der große Tisch im lichtdurchfluteten Ate­lier ist ihr Lieblingsplatz, hier entstehen ihre tiefsinnigen Bilderrätsel und multimedialen Projekte. Überall im Hause begegnet man ihrer Figur, der „Königin von Saba", ihrer Symbolik und ihren Worten. Die Königin ist in jedem Raum spürbar. Elke Teuber-S. erzählt ihre Geschichten. Wer ihnen zuhören will, muss ihre Bilder lesen und dabei den eigenen Assoziationen freien Lauf lassen. „ Die Königin von Saba und ihre Legende gehen mir nicht aus dem Kopf, sie ist und bleibt das unerschöpfliche Thema meiner künstlerischen Arbeit."

Wechselspiel des Lebens

Wenn Elke Teuber-S. von ihrer Königin erzählt, dann kann man erahnen, dass die rätselhafte Königin der Sabäer zu einer unversiegbaren Inspirationsquelle für die tiefgründige Künstlerin geworden ist. Der Spannungsbogen dieser vielgesichtigen Frauengestalt bewegt sich zwischen Verehrung und Verteufelung. „Seit fast 3000 Jahren lebt ihr Bild in den verschiedenen Kulturen fort, in der jüdischen Legende wie in der islamischen Mythologie und in der christlichen Mystik." Mit den berühmten Fresken von Piero del-la Franscesca in der Arezzo-Kapelle hat die persönliche Spurensuche der Künstlerin begonnen. Elke Teuber-S. hat die Reise der Königin von Saba zu König Salomo kunstwissenschaftlich ergründet.

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Von Liebe und Zweideutigkeit:
Elke Teuber-S
aus der Serie
"Querdenken"


Ihre Nachforschungen führten sie nicht nur zum Bild der weisen Herrscherin, sie entdeckte auch die Dämonin und den Friedensengel. Alle psychologischen Facetten der Saba bestimmen ihre Anziehung und beschreiben den menschlichen Individuationsprozess. „Die Erkenntnis über das Wechselspiel des Lebens und die Suche nach der inneren Wahrheit haben mich dem Mysterium der Sabäerin immer näher gebracht." Die Rätselfragen der Königin an Salomon symbolisieren den eigenen Weg zur Akzeptanz beider Innenwelten: „weiblich und männlich, Anima und Animus, Ying und Yang."
Elke Teuber-S. hat hohe Erwartungen an ihre Kunst. Sie möchte sich nicht auf ein Medium beschränken und so entstehen immer wieder Kombinationen aus verschiedenen Kunstgattungen. Die Malerin, Fotografin, Grafikerin und Bildhauerin arbeitet meistens parallel an ihren Projekten. Ihre Ausstellungen verbindet sie oft mit Lesungen und Musik. Die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern vervollständigt ihre Arbeiten, „die intensiven Gespräche und der Austausch bereichern das Ergebnis."
Im Laufe der Zeit hat sich der Motivschatz von Elke Teuber-S. stetig erweitert, schier unbegrenzt erforscht sie die mythischen Frauenfiguren der Menschheitsgeschichte: Saba, Maria, Judith, Salome oder Cassandra.

In jedem Raum
spürbar:
Interpretationen
der Königin
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Sie wählt für ihre künstlerische Wirklichkeit immer das Medium, welches die optimale bildnerische Umsetzung ermöglicht. So fotografiert sie 33 reale Frauengesichter einmal direkt - „Aug' in  Aug'", dann verschleiert, und stellt die Künstlerin „Selbstbilder" zusammen mit der Holzskulptur der Königin von Saba in der Zehntscheune im Kaufunger Stiftshof aus. Es sind die widersprüchlichen Gesichter der Königin und der Porträtierten, die sie bewusst gegenüber stellt. Der Schleier wirkt wie ein Ausdrucksverstärker: Elke Teuber-S. bringt das Sehen der Betrachter in Bewegung.

Wortreiche Bilderrätsel

Elke Teuber-S. zeichnerische Aussagen sind tief im Geist ihrer Zeit verwurzelt. Mit dem Titel „Querdenken" beschreibt sie einen endlosen Prozess der Reflexion. Sie reagiert mit ihren Metaphern in Zeichnung und Dichtung auf die eigene Lust am „leer werden": „Es ist wie ein Speicher von Bildern und Gedanken, der sich in mir öffnet. Die Wörter und Bilder verflechten sich zu Motiven und tragen das Innen nach Außen und umgekehrt." Diese unverwechselbaren Bild-Tagebücher markieren den einzigartigen Stil der lebenshungrigen Künstlerin. Die Neugier blitzt nicht nur in ihren Augen, der Kalender „Querdenk-art" birgt Blatt für Blatt eine Überraschung. Ihre Schwarz-weiß-Kompositionen verschmelzen mit der Typografie der Wortbilder zu einer Gedankenkulisse, die sich über die einzelnen Seiten ausbreitet und sich von der Enge der räumlichen Dimensionen befreit. Zeitlos ist dieser Kalender, weil er sich nicht nur an Tage, Monate oder Jahre bindet. Aber er ist auch nicht ungefährlich, denn wer ihn aufmerksam liest, befindet sich mitten in der „anderen Wirklichkeit". Elke Teuber-S. hat etwas gegen öde Leere; sie liebt die Kontraste, die Konfrontation und den Kreis, der alles miteinander verbindet.

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"Erfundene Wahrheit"
Künstlerbuch mit Bildern und Texten von ElkeTeuber-S,
gesetzt von Michael Heckert.

 

Das führt die wissbegierige Künstlerin immer wieder zu den Frauenbildern unserer Vergangenheit, deren Präsenz und Aktualität bis in die Jetztzeit spürbar ist. Im Mittelpunkt ihrer aktuellen Ausstellung „Erfundene Wahrheit" (bei Plansecur, Kassel, bis 31. Mai) steht ihr Künstlerbuch mit Bildern und Texten. Dieses Großformat widmet sie zehn Frauen, deren Lebensläufe und Legenden die Künstlerin bildhaft erzählt. Elke Teuber-S. schöpft eine Essenz der ineinander greifenden Realitäten von damals und heute. Ihr gelingt in reduzierter Formensprache die Entwicklung eines „zweideutigen Blicks", der die historischen Frauenbilder in die Gegenwart transportiert. Ihre entworfenen Projektionsflächen offenbaren deren Geheimnis und überlassen die Entzifferung und Auflösung dem Leser. Beim Verabschieden lese ich noch mal das erste Kalenderblatt: „Die Gedanken zweigleisig - hören niemals auf."

Angelika Froh
(k)KulturMagazin
Heft 130
Mai 2007

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