Elke Teuber-S
  Königin von Saba
Elke Teuber-S
  Erfundene Wahrheit
Eke Teuber-S
  li-la-lux Selma hat Geburtstag
Elke Teuber-S
  Ist Abelone schön?
Elke Teuber-S
   Immer wieder Neues ausprobieren
Elke-Teuber-S
  woerter - malen
Schawelka
  Ursprung, Spur und Doppelung
Ursula Boy-Will
  Höhenflug - Flügelschlag
Anne Feuchter-Schawelka
  Der direkte Blick - Aug' in Aug', frontal
 

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karl-a     waechter

Ursprung, Spur und Doppelung

Zu den Werken von Elke Teuber-S.

Elke Teuber-S. ist sowohl Malerin als auch Bildhauerin. Das wäre für eine Künstlerin an sich nicht besonders bemerkenswert, wenn nicht ihre Arbeiten in diesen beiden Gattungen einen ausgeprägt eigenen Charakter hätten : Die Formensprache der Bilder ist im wesentlichen abstrakt, während die der Plastiken im Figürlich-gegenständlichen beheimatet ist. Dies soll nicht heißen, dass nicht dennoch eine gewisse Gemeinsamkeit im Habitus gegeben ist, schließlich stammen die Werke von der gleichen Person, aber es bleibt ein nicht zu bestreitender ausgeprägter Unterschied. Es ist auch nicht so, dass Elke Teuber-S. eine der beiden Gattungen bevorzugen würde, so dass die andere als die­nend, als Vorstufe und lediglich Gelegenheit, den eigenen Gestaltungsspielraum zu erweitern, anzu­sprechen wäre, sondern Bilder und Skulpturen laufen in ihrer Arbeit ständig und gleichrangig neben­einander her. Der tiefere Zusammenhang ihrer Werke liegt also nicht einfach darin, dass in Malerei und Bildhauerei der nämliche subjektive Gestaltungswille, nur modifiziert nach den Gesetzen des jeweiligen Mediums, zum Ausdruck kommt, zumal sie auf malerische Mittel in ihren plastischen Werken keineswegs verzichtet, sondern muss grundlegender bestimmt werden.
Geben wir ihr zunächst selbst das Wort: »Durch das spontane, emotionsbetonte >Sichausleben< in der Malerei wird der Formfindungsprozess unterstützt. Da die Frage nach dem Ursprung (und dem Ende?) auf persönliche Spurensuche führt, tauchen bei mir immer wieder in der Einheit >Zwei< auf: Doppelung (Doppelköpfe, Doppelfiguren), ein dialogischer Reflex, der in meiner Malerei sowie in meinen Holzfiguren als Spur sichtbar wird.« Von den operativen Begriffen dieses Textes, »Ursprung«, »Spur« und »Doppelung« ausgehend, sei der Versuch unternommen, die bestimmenden Faktoren ihres Werks zu ermitteln.

Ursprung

Die Suche nach dem Ursprung oder den Ursprüngen ist natürlich ein in der modernen Kunst gut ein­geführtes Motiv. Bei Elke Teuber-S. korrespondiert dem die »taille directe«, die direkte Bearbeitung des Holzblockes, so dass auch nach Fertigstellung der Arbeit dessen Proportionen, Flächen und Kan­ten spürbar bleiben und die Figur, die in Beziehung dazu beurteilt werden will, dem spröden Mate­rial Holz abgerungen werden muss. Diese archaische Technik entspringt dabei einer bewussten Wahl, denn damit erhält jede ihrer künstlerischen Entscheidungen irreversiblen Charakter - Korrekturen sind so gut wie ausgeschlossen - so dass eine gewisse Objektivierung durch den Widerstand des Materials die Folge ist. Eine solche Arbeitsweise bedeutet ein fast selbstverleugnendes »Hinhorchen« auf die Eigenschaften des Holzes und Bearbeitungsgeräts. Etwa ein Astloch oder die Faserrichtung setzen einer vorgefassten Idee unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen, so dass eine Form sich nur im ständigen Dialog mit einer ihm entgegenstehenden »objektiven« Dinglichkeit zu bilden vermag.

Spur

Anders verhält es sich in der Malerei, wo Technik und Material ihrem Ausdrucksverlangen wenig Widerstand entgegensetzen. Expression statt Impression gewinnt die Überhand. Freies Fließen, Bewegung, Flug sind die Metaphern, die sich dabei einstellen. Zwar ist auch hier Ursprungsdenken am Werke, aber Elke Teuber-S. sucht nicht Ursprünge in der Gattungsgeschichte und elementaren Technik, sondern geht den Ursprüngen im eigenen Inneren nach, kann auf ihre subjektive Befindlichkeit horchen, damit ihre Malerei möglichst direkt als Spur psychischer Prozesse im Sinne des psychischen Automatismus zur Erscheinung kommt.

Doppelung

Die extreme Expression, gleichzeitig mit extremer Hingabe an den Widerstand der Materie, der wir bei ihren bildhauerischer- und malerischen Arbeiten bereits begegnet sind, gehören bereits zum Motiv der Doppelung. Dieses, nämlich der Wunsch »gleichzeitig man selbst und ein anderer zu sein« (Elke Teuber‑S.), erinnert an die Romantik, mit der ja die moderne Kunst ihren Ausgang nimmt, an Entfremdung, Entäußerung. In der Romantik gibt es aber auch das Motiv der Heilung dieser Doppelung, wenigstens stellvertretend in der Kunst, in einer höheren dialektischen Synthese. Bei Elke Teuber-S. scheint sich zu erweisen, dass expressive Selbstpreisgabe ebenso wie Impression Selbstverneinung merkwürdig verwandt sind und versöhnt werden können.
Das Motiv der Doppelung tritt nämlich auch figürlich auf, so dass sich ein neues konstruktives Element in ihrer Arbeitsweise bemerkbar macht. Eigenes Ausdrucksverlangen und Hineinhorchen in ein entgegenstehendes Objekt werden so ergänzt um eine soziale Dimension, um den Wunsch nach Mitteilung. Darauf aufmerksam geworden, entdeckt man auch in abstrakt scheinenden Zusammenhängen Figurationen, z. B. Kreuz, Fisch, Flügelschlag, Idole, Wächterfiguren, Triptychon, das heißt Pathosformen, die existenzielle Grundsituationen erfahrbar machen. Selbst die Farbigkeit und die Materialität haben an diesen inhaltlichen Konnotationen teil. Nun wäre es nicht damit getan, solche Elemente gewissermaßen als bloße Vokabeln in die Kunst einzuführen, wenn sie nicht zuerst durchdacht, gefühlt, gelitten worden wären, leere Rhetorik wäre die Folge. Die Selbstverständlichkeit, mit der Elke Teuber-S.' Arbeiten im Kirchenraum ihren Platz finden, zeigt, wie ihr künstlerisches Vorgehen diesem selbstgestellten Anspruch angemessen ist.

Prof. Dr. Karl Schawelka

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