Elke Teuber-S
  Königin von Saba
Elke Teuber-S
  Erfundene Wahrheit
Eke Teuber-S
  li-la-lux Selma hat Geburtstag
Elke Teuber-S
  Ist Abelone schön?
Elke Teuber-S
   Immer wieder Neues ausprobieren
Elke-Teuber-S
  woerter - malen
Schawelka
  Ursprung, Spur und Doppelung
Ursula Boy-Will
  Höhenflug - Flügelschlag
Anne Feuchter-Schawelka
  Der direkte Blick - Aug' in Aug', frontal
 

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Der direkte Blick  - Aug’ in Aug’, frontal

Zu den Photographien von Elke Teuber-S.

Wenn E.T.S. photographiert, hat sie Bilder von mythischen Frauenfiguren im Kopf: Sie sieht Lilith, die Königin von Saba, Maria, Judith, Salomé, Cassandra.
Wie die Königin von Saba einst, die auf ihrer Suche nach Vollkommenheit akzeptierte, daß sie an die Weisheit von König Salomon nur durch das Hinterfragen ihrer eigenen Person in der Differenz der Geschlechter sich annähern kann, sucht E.T.S. nach der inneren Wahrheit, letztlich nach dem Paradies. Es geht ihr um das Erkennen der beiden Teile: Anima und Animus, Ying und Yang in einem selbst im Wechselspiel des Lebens. Ihre Vorbilder waren dem selben Wechselprozeß ausgesetzt, erkannten ihn und nahmen ihn an. Der jahrtausende alte Mythos um die genannten Frauenfiguren ist ihr nah, sie hat ihn studiert, gesucht und gefunden in Wort und Bild. Es geht um die Handlung: Das vorbildliche Betragen oder das Verwerfliche ihrer Selbstbehauptung. Behauptet haben sie sich alle, das war ihre Stärke. Diese, ihr Kennzeichen, rückt sie uns heute noch nah. Wir erwarten von ihnen geradezu Zeichen.

Die Künstlerin E.T.S. hat das Thema der starken Frauen bereits künstlerisch umgesetzt in Blei, Tempera, in Gold und Silber, auf Papier und Leinwand, sie hat sie plastisch umgesetzt, in Holz gehauen, geschnitzt, gesägt, gefeilt. Sie zeigt sie zart, detailreich und umfassend; roh, ausschnitthaft; sie war ihren Frauen auf der Spur. Ihre neue Werkgruppe von Schwarz-Weiß-Photographien bringt das Jetzt unmittelbar in ihr Werk.

Der direkte Blick  - Aug’ in Aug’, frontal
E.T.S. wünscht den direkten Blick ihrer Frauen in die Kamera. Sie will, daß Frau sich stellt, daß sie nicht ausweicht, sie sucht die starke Frau. Es entsteht ein doppeltes Portrait: Das Selbstportrait als Abbild - ein imaginäres Spiegelbild. Der direkte Blick in die Kamera = Auge des Betrachters wirkt suggestiv. Anders als der abgewandte, der Blick aus dem Bilde bei Profilaufnahmen und Schattenrissen, konfrontiert er.

Direkte Blicke im Abbild sind uns bekannt. Sie stehen archaisch vor uns, wie in den ägyptischen Mumienbildern, wie in mykenischer Skulptur, in gemalten Portraits und Selbstportraits. Sie treffen uns und machen uns befangen.
Der wache, direkte Blick wird vom Betrachter als der wachende, auch kontrollierende Blick gedeutet. Spricht er zu oder lehnt er ab? Er enthüllt im Betrachter gleichzeitig ein physisches und ein psychisches Moment. Dies liegt, wie Alfred Neumeyer  konstatiert, in der Empfindung des Rezipienten: „Versteht man den Drang nach Raumerweiterung und körperlicher Sinnfälligkeit ästhetisch und psychologisch als Vorbedingung illusionistischer Tendenzen in der abendländischen Kunst, so ist die aus dem Bilde blickende Figur deren menschliches Ausdruckssymbol“.

E.T.S. sucht nicht die Maske oder Clownerie, sie will die Präsenz der photographierten Frau wiedergeben. Ihr photographisches Auge benutzt nicht die Doppelbelichtung. Sie manipuliert ihr Sujet nicht zum abstrakten Bild, wie es z.B. Katharina Sieverding in ihren Arbeiten mit Mitteln der Verfremdung  wie Doppelbelichtung, Überblendung, Farbaufträge versucht, um u. a. die Absage an die “Ideologie des objektiven Bildes“ zu betreiben. Auch sieht E.T.S. das Portrait nicht als „Gesichtslandschaft“, als Porenfeld, in dem Sinne wie Thomas Ruff mittels überdimensionaler Vergrößerung seine Köpfe wiedergibt. Sie inszeniert ihre Bilder nicht wie Cindy Sherman, ihre Frauen sind nicht in Szene gesetzt und kostümiert. Allerdings fordert sie ihre Frauen auf, direkt in die Kamera zu sehen. Und sie geht nah an das Gesicht heran, um die Ausstrahlung der Person in unmittelbarer Direktheit festzuhalten. Sie ist bei ihrer Dokumentation dicht an der Person.
Die Schreibweise ihrer Portraitphotos ist auf das Selbst, das Eigene der vorgestellten Person bezogen. Dazu sucht sie ihre Frauen, die sie aus verschiedenen Lebenszusammenhängen kennt, in ihrem eigenen Milieu auf. Sie photographiert sie in ihrem Umfeld, versucht Typisches in das Kopfportrait als Hintergrundinformation mit einzubeziehen. Die Portraitierte zeigt somit Attribute ihrer eigenen Welt: Blume, Schmuck, Sammlerstücke u. a.
Gegenüberstellung
Die von ihr portraitierte Frau wird jedoch doppelt gezeigt, unverschleiert und verschleiert, sie tritt uns als doppeltes Wesen gegenüber, einmal im Jetzt und einmal nebulös und unscharf.
Verschleiert ist sie unserer physischen Wahrnehmung entrückt, sie fordert uns auf, sie zu suchen, doch dann schrecken wir vor ihrem direkten Blick zurück. Will sie uns verführen? Der Voyeur flackert in der Phantasie des Betrachters auf. Die Transformation von „besetzten“ Personen kann somit den Denkraum des Betrachters erschließen.

Schwarz-weiß-Photographie als archaische Form
Das Medium des schwarz-weißen Photos kommt dem Vorhaben von E.T.S. entgegen. Sie hat den Umgang damit akademisch gelernt und sie geht auch mit ihren Aufnahmen ins eigene Labor. Ihre angefertigten Abzüge brauchen kein Großformat. Die Größe von 16  x 16 Zentimetern auf mattem Photokarton findet sie optimal.

Die Spur
E. T. S. weiß um die Bedeutung der Photographie, die wie Gisèle Freund es formulierte, nicht nur allein in der Tatsache besteht, „daß sie eine Schöpfung sein kann, sondern darin, daß sie einer der wirksamsten Mittel zur Formung unserer Vorstellungen und zur Beeinflussung unseres Verhaltens darstellt“ und daß die „von der Kamera gesehene Natur anders (ist) als die Natur, die das menschliche Auge wahrnimmt. Doch die Kamera beeinflußt unsere Sehweise und schafft die neue Sicht“. Das photographierte Abbild der Frau wird somit zum Sinnbild. Es handelt sich um Spurensicherung, die Suche nach dem Zusammenhang von Gestern und Heute. Dem Betrachter  wird anheim gestellt, ob er diesen nachvollziehen will.

Anne Feuchter-Schawelka

 

 

 

 

 

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